Die Galerie der Lügen oder Der unachtsame Schläfer – Ein Buch mit vielen Facetten
Nicht umsonst bezeichnet der Autor Ralf Isau das Buch (wie auch alle anderen seiner Werke) als Phantagon, ein von ihm kreierter Begriff. Damit beschreibt er einen Roman, in dem jeder Leser eine andere Mischung verschiedener literarischer Formen oder Gattungen erblickt. Man könnte das Buch als eine Mischung aus Sience Fiction und Thriller bezeichnen. Der aus Stuttgart stammende Autor behandelt einerseits die Theorie des Darwinismus, andererseits die Theorie des Intelligent Design[1]. Dabei greift er auch den Kreationismus[2], die Gentechnik und den Hermaphrodismus[3] auf. Dies vereinigt er mit der Bildenden Kunst als Rahmengeschichte.
Die Handlung in Kürze
Im Pariser Louvre wird die antike Statue eines schlafenden Hermaphroditen durch eine Bombe zerstört. Dadurch kommt nicht nur der Täter, sondern auch ein Wachmann ums Leben. Eine Woche später verschwindet aus einem Londoner Museum das berühmte Gemälde »Der unachtsame Schläfer« von René Magritte. Im wöchentlichen Rhythmus werden weitere Kunstwerke gestohlen.
Alex Daniels, eine kritische Wissenschaftsjournalistin, soll an dem Anschlag im Louvre beteiligt gewesen sein. Ihre Fingerabdrücke wurden am Tatort gefunden. Trotz dieser hieb- und stichfesten Indizien beteuert sie ihre Unschuld. Das geschädigte Londoner Versicherungshaus ArtCare schickt Darwin M. Shaw, um den Fall aufzuklären.
Shaw kommen Zweifel an ihrer Schuld. Allerdings vermutet er, dass sie mehr mit jener mysteriösen Anschlagserie verbindet, als sie selber ahnt. Wer ist der geheimnisvolle Unbekannte, der ihr Briefe in die Untersuchungshaft schickt und ihr sogar zur Freilassung verhilft? Er scheint mehr über Alex Daniels zu wissen als sie selbst. Wer sind ihre wahren Eltern? Sie hat es nie erfahren. Auch nicht, ob sie noch Brüder oder Schwestern hat. Denn Alex ist mehr als eine Frau. In ihr vereinen sich Merkmale und Fähigkeiten vieler Geschöpfe. Andere sehen in Menschen wie ihr den nächsten Schritt der Evolution, andere ein Monster…
Resümee
In der Literaturrunde wurde angeregt über die vielen Facetten des Buches diskutiert. Einige waren der Meinung, dass der Roman sehr anspruchsvoll und anstrengend zu lesen war, da der Autor viele verschiedene Themen behandelt, bei denen einiges an Hintergrundwissen vonnöten ist.
Trotzdem behandelt das Buch sehr wichtige Themen, über die es sich nachzudenken lohnt, und die zu einigen Diskussionen innerhalb der Literaturrunde führten. So zum Beispiel über die Themen der Evolutionstheorie nach Darwin und des Intelligent Design. Da kam vor allem die Frage auf, ob nicht doch ein intelligenter Schöpfer hinter der Entstehung der Welt und des Lebens steht, da die Evolutionstheorie nicht alles wissenschaftlich beweisen kann.
Die Hauptperson Alex Daniels, die als Hermaphrodit mit der gesellschaftlichen Missachtung kämpft, brachte uns auch über unsere heutige Gesellschaft zum Nachdenken. Diese ist in Männlich und Weiblich eingeteilt und wir nehmen nicht bewusst wahr, dass noch andere Geschlechter möglich sind. Oder wenn doch, die Gesellschaft befremdlich darauf reagiert und diese abgrenzt.
„Die Galerie der Lügen“ ist trotz der anspruchsvollen Lesbarkeit ein interessantes Buch, das wichtige Themen anschneidet, die zum Nachdenken und zum Nachverfolgen anregen.
[1] Intelligent Design: Glaube, dass die Eigenschaften des Universums und des Lebens auf der Erde auf einen intelligenten Urheber zurückzuführen sind.
[2] Kreationismus: Kreationisten nehmen den biblischen Schöpfungsbericht wörtlich.
[3] Hermaphrodismus: Zweigeschlechtliche Menschen.