In der letzten Literaturrunde haben wir über „Kummer aller Art“ von Bestsellerautorin Mariana Leky gesprochen. Sie schreibt mit einer außerordentlichen Leichtigkeit über das Schwere im Leben und schafft es mit einer gewissen Note an Humor treffende Gedanken über mentale Gesundheit zu formulieren.

Vor fünf Jahren erschien ihr erster Roman „Was man von hier aus sehen kann“, der zum Bestseller wurde und kommendes Jahr sogar in die Kinos kommt. Als Tochter einer Gesprächstherapeutin und Gefängnispsychologen merkt man ihren Texten diesen Einfluss an, ohne dass Sie dabei belehrend wirken. Ihr jüngster Roman „Kummer aller Art“ besteht aus 39 Kolumnen, in den die Figuren von ihren Kümmernissen wie z.B. Platzangst, Schlaflosigkeit, innerer Unruhe, Liebeskummer oder Entscheidungsangst geplagt werden. Einige der Geschichten spielen in der Nachbarschaft eines großen Hauses, bei denen die individuellen Kümmernisse durch die Begegnungen untereinander sichtbar gemacht werden.

Bilder statt Adjektive

Anstatt beschreibender Adjektive findet sie treffende Bilder, die den LeserInnen die innere Seelenlage regelecht veranschaulicht: Frau Wieses Verliebtheit beispielsweise kann sogar ein Blinder sehen. Und vermutlich kann sich jeder so manche schlaflose Nacht vorstellen, in der „alles plötzlich gleich furchtbar [ist], die Weltlage genauso wie die unbeglichene Rechnung der GEZ. Überhaupt: Mahnungen. In schlaflosen Nächten wimmelt es von Mahnungen, sie segeln von oben aufs Bett und sind ohne Unterschrift gültig.“ Lekys bildhafte Sprache macht die Figuren lebhaft und sehr nahbar und zeigt auch die unperfekten Seiten.

Die Angst als „Superhilfskraft“

An anderen Stellen gelingt es der Autorin mit humorvollen Beschreibung gewissermaßen die „Angst vor Ängsten“ zu nehmen. So z.B. im Einstiegskapitel über Herr Pohls Platzangst. Ironischerweise wird auch sein Zwergpinschermischling Lori von extremen Ängsten geplagt und zittert unentwegt. In Beobachtung der Angstpatienten und verspürt die namenslose Protagonistin den starken Drang Herr Pohl zu helfen. Ihre Grübeleien werden durch vorbeigehende Kinder mit der Frage unterbrochen, welche „Superkraft“ denn der Hund habe. Das bringt die Protagonistin auf den Gedanken, dass Angst auch eine Art Hilfskraft ist. Eine „Superhilfskraft“, die die betroffene Person auf eine verborgene Sehnsucht aufmerksam machen möchte. Folglich stünde hinter Herr Pohls Platzangst die Sehnsucht nach mehr Platz und Freiheit im Leben. Dieser kindliche Blick, die Angst nicht als Gegner, sondern als Hilfe anzusehen, um auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, erscheint zunächst sehr simpel, könnte in der gesellschaftlichen Debatte über „Ängste“ aber dabei helfen, weniger schambehaftet und negativ darüber zu sprechen.

Das Resümee

Insgesamt waren wir uns in der Literaturrunde einig, dass die 39 Anekdoten eine sehr wohltuende, kurzweilig Lektüre für Zwischendurch ist, die uns viel zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken brachte. Das einzig Negative ist, dass die verschiedenen Charaktere und Zusammenhänge untereinander durch die kurzen Geschichten nicht ganz einprägsam waren. Dies könnte auch daran liegen, dass alle beschrieben Personen bzw. ihre Verhaltensweisen gewisse Ähnlichkeiten zu Menschen aus dem persönlichen Umfeld haben, was wiederum Nähe und Verständnis für den „Kummer aller Art“ mit sich bringt.
Annemarie Stoltenbergs von NDR brachte es in Ihrer Buchrezension auf den Punkt: „Die Texte sind wie Trostpflaster!“ Und das stimmt: Es ist eine überaus heilsame, humorvolle Lektüre, die uns selbst von unseren Kümmernissen ablenken.

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