Kann der New Work-Gedanke mittlerweile schon als das „new normal“ bezeichnet werden? Reicht es heute nicht mehr aus, Zeit gegen Geld zu tauschen? Braucht die Gesellschaft folglich eine neue Währung? Und was ist es, was uns langfristig glücklich und zufrieden macht?
Darauf gibt es sicherlich viele Antworten. Fest steht jedoch, dass die Zufriedenheit im Job und im Alltag stark vom Bedürfnis der Selbstverwirklichung und Selbstwirksamkeit abhängt. Diese Zusammenhänge möchte ich verdeutlichen, mich dabei auf das Bedürfnis der „Selbstwirksamkeit“ fokussieren und zeigen, warum es sich lohnt, aktiv daran zu arbeiten.
New work
„New Work ist die Arbeit, die ein Mensch wirklich will.“ So definiert der Sozialphilosoph Frithjof Bergmann den Begriff der „neuen Arbeit“. Ihm zufolge soll sich der Mensch als Individuum in der Arbeitswelt vor allem selbst verwirklichen. Stichworte wie: agiles Arbeiten, Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Mitspracherecht oder neue Bürokonzepte sind in den meisten Unternehmen keine Neuheit mehr. Es heißt also: „Kreation statt Produktion.“ Unternehmen sind nicht nur der Ort der Arbeit, sondern auch der Kreativität. Ansätze aus der Arbeitswissenschaft zeigen, dass Kreativität die Motivation der Mitarbeiter*innen erhöht und letztendlich auch die Produktivität für das Unternehmen steigert. Aber auch abseits der Arbeitswelt sind die Bedürfnisse der Kreativität, Selbstverwirklichung und Selbstwirksamkeit Schlüsselfaktoren für die Motivation und die persönliche Lebensqualität.
Selbstwirksamkeit als Indikator für mehr Zufriedenheit im Alltag
Im Sachbuch „Das gelungene Ich“ von Hans-Otto Thomashoff wird beschrieben, dass es nur wenige Dinge braucht, um glücklich zu sein. Ein wichtiger Schlüssel hierfür ist das Gefühl der „Selbstwirksamkeit“. Thomashoff, ist Autor, Psychiater, Psychoanalytiker und Kunsthistoriker und überträgt Erkenntnisse aus der Hirnforschung auf das alltägliche Leben. Aus der Perspektive der Hirnforschung gehört Selbstwirksamkeit zu einem der wichtigsten Faktoren, die zu einem erfüllenden Leben führen. Selbstwirksamkeit heißt, sein eigenes Leben beeinflussen und gestalten zu können, sich Herausforderungen zu stellen und sie zu meistern. Der Hirnforschung zufolge ist dieses Gefühl, im eigenen Leben etwas zu bewirken, eng mit dem Belohnungssystem unseres Gehirns verknüpft. Bei einer erfolgreichen Handlung löst dies ein Glücks- und tiefes Zufriedenheitsgefühl aus.
Das Gehirn braucht Training
Unser Gehirn ist wie ein Muskel, der trainiert werden muss. Das Problem dabei ist: es baut alles ab, was länger nicht genutzt wird. Wenn der Mensch also über einen längeren Zeitraum keine Selbstwirksamkeit erlebt, ist er frustriert, unmotiviert und unzufrieden. Das Gehirn gewöhnt sich an den Zustand, nichts bewirken zu können. Das Gute ist aber, dass das Gefühl der Selbstwirksamkeit trainiert werden kann. Dementsprechend ist es wichtig die Selbstwirksamkeit aktiv zu stärken. Sie funktioniert dann wie eine positive „Aufwärtsspirale“: Je mehr der Mensch die Dinge aktiv in die Hand nimmt und je bewusster er sich eigenen Herausforderungen stellt, desto stärker wird auch die Selbstwirksamkeit! Der positive Effekt ist folglich: Das Gehirn bleibt fit und interessiert.
Praxistipps
Wie kann man Selbstwirksamkeit in sein Leben integrieren? Hier gibt es keine festen Regeln. Das wichtigste ist, dass man nicht darauf wartet, bis sich Herausforderungen im Leben stellen. Die Devise ist stets: Um positive Erfolgserlebnisse muss man sich selbst bemühen. Es kommt also darauf an, dass Erfolgserlebnisse aktiv gesucht und diese nach eigenen Maßstäben definiert werden. Der Vergleich mit anderen ist dabei nicht hilfreich. Selbstwirksamkeit bedeutet nicht krampfhaft überall der oder die Beste zu sein, sondern das eigene Leben so zu gestalten, wie es einem selbst gefällt! Sogar kleinste Erfolgserlebnisse reichen aus, das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu stärken. Dabei werden „echte“ Erlebnisse von der Hirnforschung als wertvoller eingestuft als passive. Sich für einen Spaziergang zu entscheiden, sich um eine Pflanze zu kümmern, zu puzzeln oder sich mit einem Freund zum Tischtennis spielen zu verabreden, bereichert den Alltag also mehr als der passive Medienkonsum von Netflix und Co.
Fazit
Schlussendlich ist es auch die Selbstwirksamkeit, die einen wichtigen Anteil zur individuellen Resilienz beiträgt. Resilienz ist die innerliche Widerstandsfähigkeit und Kraft, Herausforderungen und auch Krisensituationen zu meistern. Das Gefühl der Selbstwirksamkeit hilft dem Menschen stets interessiert, wissbegierig, lernfähig und motiviert zu bleiben. Sie gibt die Möglichkeit, Aufgaben und Projekte erfolgreich zu meistern, stärkt zudem das Selbstvertrauen und das Selbstwertgefühl, was mehr Zufriedenheit bewirkt und letztendlich auch die Lebensqualität in jedem Alter steigern kann.