Zumindest in den Sozialen Medien. Und auch mich hat die Zine-Making-Liebe erwischt.

Zine? Noch nie gehört…

So habe ich vor Kurzem reagiert, als wir in der Schule damit beauftragt wurden, ein Zine zu erstellen. Erst nachdem unsere Lehrerin ein authentisches New Yorker-Exemplar der 90er-Jahre in den Unterricht mitgebracht hat, war mein Interesse geweckt. Mein erstes selbst erstelltes Zine kann übrigens auf dem Titelbild betrachtet werden.

Bei dem Begriff „Zine“ handelt es sich um die Kurzform des englischen Wortes „magazine“. Die Aussprache ist dementsprechend ähnlich, nur ohne das „maga-” am Anfang. Genau das kann man sich auch darunter vorstellen: Eine Art “DIY-mini-Magazin” , welches man ganz einfach in den eigenen vier Wänden herstellen kann. Klassischerweise werden Zines von einer Privatperson erstellt und im Anschluss an Freunde, Familie und Bekannte verteilt. Somit ist man als Ersteller auch nicht an kommerzielle Einschränkungen gebunden und kann sich fast uneingeschränkt kreativ ausleben. Das spiegelt sich auch in der Auflagenhöhe wider, denn in der Regel überschreitet diese die 1000er-Marke nicht. Ob man sich dazu entscheidet, das Zine handschriftlich zu gestalten oder eine digitale Variante bevorzugt, bleibt einem selbst überlassen.

Aber Achtung!

Kreativ ausleben kann man sich, wie oben schon erwähnt, nur fast. Jedem, der mit dem Gedanken spielt, sein Zine zu verkaufen, ist zur Vorsicht geraten. Denn Bilder und Texte, die von einer anderen Person stammen, dürfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Daher gilt: Erst beim Urheber anfragen, ob man diese kostenlos benutzen darf oder sich die Rechte daran erkaufen kann. Wenn nicht, gilt: Finger weg!

Die Historie

Ihren Ursprung haben Zines in den Kinderzimmern zahlreicher Science-Fiction-Fans der 1930er-Jahre. Noch vor Instagram & Co konnten sich Jugendliche mithilfe der Mini-Magazine über Ideen und Analysen bezüglich der neuesten Comics austauschen. Durch die einfachen Vertriebswege (sie konnten mühelos auf Veranstaltungen, in der Uni oder auf der Straße verteilt werden) und die Unkompliziertheit der Herstellung hat es sich im Laufe der nächsten 30 Jahre weg vom reinen Fanzine, hin zu einem beliebten Medium für kritische Stimmen aus Kunst, Literatur und Politik entwickelt.

Und auch Anhänger verschiedenster Subkulturen fanden in Zines eine beliebte Ausdrucksform. Prägend war vor allem die Punk-Szene der 80er-Jahre. Hier waren sie mehr als nur Zeitschriften. Sie repräsentierten die Ästhetik und Ideale der Szene und stellten somit eine komprimierte Version der kulturellen Revolte gegen den empfundenen Autoritarismus der Zeit dar.

Ab den 90er-Jahren erreichten Zines u. a. in Form von DIY-Enthusiasten ein Mainstream-Publikum, welches diese nicht herstellte, um ihre politischen oder kulturellen Ansichten zu verbreiten, sondern um sich von ihrem stressigen Alltag abzulenken.

Und heute?

In ihrer Funktion der kreativen Selbstdarstellung können Zines als Vorreiter von Twitter, Instagram und TikTok gesehen werden. Als solches wurden sie allerdings auch mit der steigenden Popularität des Internets verdrängt und sind in Vergessenheit geraten. Ironischerweise geraten Zines durch den Retro-Trend der letzten Jahre vor allem durch Instagram & Co. wieder mehr in den Fokus von Jugendlichen. Beliebt sind beispielsweise Themen wie Queernes, (Anti-)Rassismus, Feminismus oder auch die Auseinandersetzung mit dem Klima.

Online verkaufen mittlerweile zahlreiche Menschen ihre Kreationen für wenig Geld auf Plattformen wie Etsy oder eBay. Und wer kein Geld für Zines ausgeben möchte, läuft mit etwas Glück vielleicht der mobilen “Münchner Zine Bibliothek” über den Weg, die eine Sammlung von rund 300 Exemplaren ihr Eigen nennen darf.

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